Stefan Leipziger

Lieber Stefan,

die Nachricht von Deinem Tod hat mich vor ein paar Tagen „kalt erwischt“. Schlagartig hat sich auch in meinem Leben etwas Wichtiges einschneidend verändert.

Es stimmt: Nach einer mehr als drei Jahrzehnte währenden guten Freundschaft haben wir uns in den letzten Jahren ziemlich aus den Augen verloren. Zu viele schwierige, tw. auch widrige Umstände in Deinem Leben forderten Deine ganze Aufmerksamkeit und Kraft und erlaubten nur noch sehr sporadische Treffen .. letztmalig im Januar d. J. bei Bruno im „Como Lario“ in Mainz.

In Erinnerung von diesem Wiedersehen bleibt mir der Schrecken über Deine – mehr als angegriffene – körperliche und mentale Verfassung .. und meine Enttäuschung über die spürbar gewachsene Distanz zwischen uns beiden ..

Viele Jahre war das ganz anders. Seitdem wir uns 1983 im Studienseminar für das Lehramt an berufsbildenden Schulen in der Baracke auf der Mainzer Zitadelle kennengelernt hatten, hatte sich – insbesondere in unserer gemeinsamen Zeit als Lehrer an der Gustav-Stresemann-Wirtschaftsschule Mainz von 1985 bis 1995 – eine intensive Freundschaft entwickelt, die auch nach meinem Weggang von der Schule noch trug.

Wir nahmen gegenseitig Anteil am schulisch-beruflichen Werdegang des Anderen und an den oftmals problematischen Entwicklungen im persönlich-privaten Bereich unserer beider Leben.

Regelmäßige Treffen in der „Batschkapp“ am Gartenfeldplatz, der „Zeitungsente“ am Neubrunnenplatz oder bei den Griechen „Alexis Zorbas“ am Mainzer Bahnhof resp. „Taunusquelle“ bei Dir in Hochheim mit intensiven Gesprächen oft bis weit in die Nacht.

Du, lieber Stefan, warst mir oftmals ein verständiger Begleiter, ein kritischer Fragesteller und ein kluger Ratgeber.

Unvergessen bleiben mir Dein bewundernswert virtuos-leichtes Gitarrenspiel u. a. zu den von Dir selbst komponierten Bossa-Nova-Songs; Deine meisterliche Könnerschaft beim Tai Chi; Dein leidenschaftliches Engagement als Lehrer und Leiter des Wirtschaftsgymnasiums; Deine Vorliebe für Kristallweizen und Single-Malt-Whisky von der schottischen Insel Islay; Deine Großzügigkeit beim Schenken; unser gemeinsamer Besuch bei Deinem Freund Richard in London mit A. J., Holger, den gemeinsamen Musik-Sessions und den „Commitments“; Deine Fähigkeit zu wahrer Liebe, insbesondere für Deinen Sohn Nick ...

Wir waren und haben einander vertraut. Ich war Dein „Best Man“ bei Deiner standesamt­lichen Trauung mit Ursula Schmidt. Und wer weiß schon, dass Du als kleiner Junge mal bei „Kommissar Haferkamp“ (Hansjörg Felmy) auf dem Schoß gesessen hast?

Wie schade, dass Du so früh gegangen bist, lieber Stefan.

Wie schade, dass ich – mangels Kenntnis – nicht an Deiner Beisetzung teilnehmen konnte.

Ich danke Dir dafür, dass Du mir viele Jahre ein lieber Freund warst, und verabschiede mich von Dir mit einem „Tschüüüß“,

Dein Freund und „Filou“ Johannes