Klaus Töpfer

* 29.07.1938 in Waldenburg
† 08.06.2024

Angelegt am 11.06.2024

Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Klaus Töpfer, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Klaus Töpfer

11.06.2024 um 11:19 Uhr von Redaktion

Klaus Töpfer (* 29. Juli 1938 in Waldenburg, Provinz Niederschlesien; † 8. Juni 2024 in München) war ein deutscher Politiker der CDU und ehemaliger Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Er war unter anderem von 1987 bis 1994 Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in der Regierung von Helmut Kohl.

Bis zum März 2020 war Töpfer ein vom Deutschen Bundestag und Bundesrat gewähltes Mitglied und zugleich einer der Vorsitzenden des Nationalen Begleitgremiums, das gemäß dem Standortauswahlgesetz in Deutschland die Suche nach einem Standort für Endlager für hochradioaktive Abfallstoffe begleitet. Er lehrte zudem als Hochschullehrer.

Ausbildung
Nach der Vertreibung der Familie aus Schlesien 1945 und dem Schulbesuch in Höxter bestand Töpfer 1959 am König-Wilhelm-Gymnasium das Abitur. Danach leistete er bis 1960 seinen Wehrdienst in der Bundeswehr ab und wurde als Leutnant der Reserve entlassen.

Töpfer absolvierte ein Studium der Volkswirtschaftslehre in Mainz, Frankfurt am Main und Münster, das er 1964 als Diplom-Volkswirt beendete. Von 1965 bis 1971 war er als wissenschaftlicher Assistent am Zentralinstitut für Raumplanung an der Universität Münster tätig. 1968 erfolgte hier seine Promotion zum Dr. rer. pol. mit der Arbeit Regionalpolitik und Standortentscheidung.

Beruf
Von 1971 bis 1979 war er Abteilungsleiter für Planung und Information in der Saarländischen Staatskanzlei. Er war Lehrbeauftragter an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer und erstellte entwicklungspolitische Gutachten für Ägypten, Malawi, Brasilien und Jordanien. Von 1978 bis 1979 war er ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für Raumforschung und Landesplanung an der Universität Hannover. Zudem war Töpfer von 1978 bis 1979 Mitglied im Rat der Sachverständigen für Umweltfragen sowie im Verwaltungsrat der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Von 1985 bis 1986 lehrte er als Honorarprofessor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Im November 2005 ernannte ihn die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen erneut zum Honorarprofessor. Seit dem 2. Mai 2007 war er auch Professor für Umwelt und nachhaltige Entwicklung an der Tongji-Universität in Shanghai.

Politik
Seit 1972 war Töpfer Mitglied der CDU. Von 1977 bis 1979 war er Kreisvorsitzender der CDU Saarbrücken. Er gehörte dem Landesvorstand der CDU Saar an.

Von 1978 bis 1985 war er Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Umwelt des Landes Rheinland-Pfalz. Am 23. Mai 1985 wurde er zum Minister für Umwelt und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz in der von Ministerpräsident Bernhard Vogel geleiteten Landesregierung ernannt.

Am 7. Mai 1987 erfolgte seine Ernennung zum Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in der von Helmut Kohl geführten Bundesregierung. Ein wichtiges Ereignis in dieser Zeit war die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung. Im Mai 1988 sprang er in einer medienwirksamen Aktion im Neoprenanzug in den Rhein. Er wollte damit den Erfolg der Gewässerschutzmaßnahmen seit dem Großbrand von Schweizerhalle im November 1986 demonstrieren. Damals waren bei einem Werk des Sandoz-Konzerns 10.000 bis 15.000 Kubikmeter Löschwasser mit Chemikalien verseucht worden und in den Rhein gelangt. Das folgende Fischsterben hatte zu einem massiven Einsatz zur Sanierung des Flusses vom Schweizer Oberlauf bis zur Mündung geführt. Allerdings gab er zum 20. Geburtstag des Bundesumweltministeriums bekannt, dass der Grund eine verlorene Wette gegen seinen Wahlkreisgegenkandidaten von der SPD gewesen war.

Töpfer war einer der Hauptverantwortlichen der Einführung des Gelben Sacks, mit dem vor allem Leichtverpackungen entsorgt werden sollen.

Nach der Bundestagswahl 1994 erfolgte am 17. November 1994 seine Ernennung zum Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Töpfer war von 1990 bis 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages. Er war zuletzt (13. Wahlperiode 1994) über die Landesliste Saarland in den Deutschen Bundestag eingezogen.

Von 1987 bis 1989 war er Kreisvorsitzender der CDU Rhein-Hunsrück. Von 1989 bis 1998 war er Mitglied im CDU-Bundesvorstand und von 1992 bis 1998 auch im Präsidium der CDU. Von 1990 bis 1995 war er daneben Landesvorsitzender der CDU des Saarlandes. 1990 und 1994 trat er als Spitzenkandidat der saarländischen CDU an, unterlag jedoch beide Male Oskar Lafontaine. Für die Berlinwahl 2006 war er als Herausforderer von Klaus Wowereit im Gespräch, lehnte aber am 2. Januar 2006 in einem Zeitungsinterview die Übernahme der Spitzenkandidatur ab.

Siehe auch: Kabinett Vogel III (Rheinland-Pfalz)
Siehe auch: Kabinett Kohl III, Kabinett Kohl IV und Kabinett Kohl V
Öffentliche Ämter ab 1998
Töpfer schied am 15. Januar 1998 aus der Bundesregierung aus, um sein Amt als Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) in Nairobi anzutreten, in das er von der UNO-Generalversammlung am 3. Dezember 1997 einstimmig gewählt worden war. Seine zweite Amtszeit endete formal am 31. März 2006. Töpfer entschied sich, nicht für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. Sein Nachfolger im Amt des UNEP-Exekutivdirektors war Achim Steiner. Von 1998 bis 2006 war Töpfer außerdem Unter-Generalsekretär der Vereinten Nationen (VN) und Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Nairobi. Des Weiteren war er von 2001 bis 2010 Mitglied und zuletzt Stellvertretender Vorsitzender im Rat für Nachhaltige Entwicklung.

Ab 2006 war Töpfer Schirmherr des Lobbyvereins Deutsch-russisches Rohstoff-Forum. Dieser Verein wurde bis 2015 von Gazprom über seine früheren Töchter VNG AG und Gazprom Germania finanziert. Töpfer erhielt Geld dafür, aber nicht direkt, sondern als angeblicher Berater der VNG AG. Auch die Gelder an das Deutsch-russische Rohstoff-Forum flossen nicht direkt, sondern über einen Verein zur Förderung der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit im Rohstoffsektor. Nach dem Russischen Überfall auf die Ukraine 2022 wurden die Aktivitäten des Vereins im Februar 2022 eingefroren.

Ab 2007 war Töpfer Mitglied im Hochschulrat der Universität Paderborn. Von 2008 bis 20. November 2012 war Töpfer Vizepräsident der Welthungerhilfe. Von Februar 2009 bis September 2015 war Töpfer Direktor des neu gegründeten Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam. Ab 2009 war Klaus Töpfer Vorsitzender der Jury des Innovationspreises für Klima und Umwelt (IKU).

Im Januar 2011 übernahm Töpfer die Schirmherrschaft des Karl Kübel Preises, der am 5. September in Frankfurt am Main durch die Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie verliehen wird.

Im März 2011 übernahm Töpfer den Vorsitz der Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung der Bundesregierung. Die Ethikkommission wurde als Folge der Nuklearkatastrophe von Fukushima von der Bundesregierung eingesetzt. Als weiterer Vorsitzender wurde Matthias Kleiner eingesetzt.

Er war Mitglied im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen und Mitglied im Kuratorium der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW).

Ab Mai 2014 war Töpfer, gemeinsam mit Dirk Messner, Vorsitzender des deutschen Teils des UN-Netzwerks Sustainable Development Solutions Network.

2018 wurde Töpfer zum Schlichter im Stromstreit zwischen Serbien und Kosovo ernannt. Töpfer war einer der Schirmherren von atmosfair.

Publikationen (Auswahl)
mit Friederike Bauer: Arche in Aufruhr: was wir tun können, um die Erde zu retten. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-003702-2.
mit Ranga Yogeshwar: Unsere Zukunft: Ein Gespräch über die Welt nach Fukushima. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62922-8.
Privates
Klaus Töpfer war römisch-katholisch, seit 1968 verheiratet und hatte drei Kinder. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland lebte er in Höxter.

Er starb nach einem Sturz auf einer Veranstaltung in München.

Ehrungen und Auszeichnungen

Helmut Kohl verleiht Klaus Töpfer 1990 das Große Bundesverdienstkreuz
1986 Bundesverdienstkreuz am Bande
1986 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
1987 Leibniz-Medaille der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz
1989 Eselorden der Stadt Wesel
1990 Großes Bundesverdienstkreuz
Ehrenmitglied des KStV Ketteler Mainz im KV
1993 Goldene Blume von Rheydt ältester Umweltschutzpreis Deutschlands
1997 Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland
1997 Ehrenprofessur der Tongji-Universität Shanghai
1998 Ehrendoktorwürde der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus
1999 EuroNatur-Preis der Umweltstiftung EuroNatur
2002 Deutscher Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)
2002 Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin für seine Verdienste als Politiker und sein Engagement in der Umweltpolitik.
2002 Ehrendoktorwürde der Universität Duisburg-Essen für das Lebenswerk, vor allem aber seinen Einsatz für eine zugleich ökologisch befriedigende wie ökonomisch vertretbare und sozial ausgewogene Lösung der globalen Umweltprobleme und sein vorbehaltloses Eintreten für die Belange der Länder der Dritten Welt.
2003 Ehrendoktorwürde der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
2003 Großer Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz der liechtensteinischen Binding-Stiftung
2004 Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der Universität Mainz
2004 Christopher Ernest Barthel Jr Award, IUAPPA
2005 Ehrendoktorwürde der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL)
2005 Honorarprofessur an der Eberhard Karls Universität Tübingen
2005 Theodor-Heuss-Preis
2005 Dag-Hammarskjöld-Ehrenmedaille der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, DGVN
2005 Goldenes Lot, Ehrung des Verbandes Deutscher Vermessungsingenieure
2006 Elisabeth-Mann-Borgese-Meerespreis, Ehrenpreis
2006 Alpenpreis, Engagement zum Schutz des Alpenraumes (Alpenkonvention)
2007 Adam-Smith-Preis für marktwirtschaftliche Umweltpolitik
2007 Ehrendoktorwürde der TU Bergakademie Freiberg
2007 Großes Silbernes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich
2008 Verleihung des Hermann-Ehlers-Preises (Hermann Ehlers Stiftung in Kiel)
2008 Deutscher Nachhaltigkeitspreis für sein Lebenswerk
2009 "Dialogpreis für gute Taten", Sonderpreis, Bistum Münster und die Bistumszeitung Kirche+Leben
2009 "Fahrradfreundlichste Persönlichkeit", Deutscher Fahrradpreis best for bike
2009 Toleranzpreis der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste
2009 Ehrenbürger-Orden der Stadt Shanghai
2010 Gastprofessur am Frank-Loeb-Instituts der Universität Koblenz-Landau
2011 Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Kaiserslautern
2011 Peter-Wust-Preis zur Förderung der europäischen Kultur und europäischen Einigung (verliehen von der Katholischen Akademie Trier und Christlichen Erwachsenenbildung Merzig)
2011 Ehrenbürger der Stadt Höxter
2011 Urban Mining Award        
2012 Markgräfin-Wilhelmine-Preis der Stadt Bayreuth
2012 Nachhaltigkeitspreis der Neumarkter Lammsbräu
2013 Gerd-Bliede-Preis (PCV) (Karnevals-Preis)
2013 Umweltmedienpreis für sein Lebenswerk
2014 Arthur-Burkhardt-Preis
2015 Deutscher CSR-Preis, (Corporate Social Responsibility (CSR) in Unternehmen, der Ludwig-Erhard-Stiftung, Laudatio Roland Tichy, Vorsitzender der Jury)
2015 Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
2017 Bayerischer Naturschutzpreis des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
2018 Ehrendoktorwürde der Universität Potsdam
2019 Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen
2019 Milleniumspreis der Hilfsorganisation CARE Deutschland

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