Gunther Emmerlich

* 18.09.1944 in Eisenberg
† 19.12.2023

Angelegt am 21.12.2023

Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Gunther Emmerlich, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Gunther Emmerlich

21.12.2023 um 11:17 Uhr von Redaktion

Gunther Emmerlich wurde 1944 im thüringischen Eisenberg geboren. Sein Vater Walter fiel im Zweiten Weltkrieg, was die Familie erst mit Verzögerung erfuhr. Nachdem seine Mutter 1955 an einer Nervenkrankheit gestorben war, wuchs er bei seiner älteren Schwester Ursula auf, die ihn adoptierte. Nach dem Abitur und einer Berufsausbildung als Betonbauer studierte Emmerlich zunächst an der Ingenieurschule für Bauwesen Erfurt, brach diese Ausbildung dann aber ab, um sich der Musik zuzuwenden.

Von 1967 bis 1972 studierte er Operngesang bei Hans Kremers an der Musikhochschule Franz Liszt Weimar sowie bei Eleonore Elstermann und Johannes Kemter. Zusätzlich besuchte er Kurse bei Pawel Lisizian. Während dieser Zeit trat er in der Sendung Notenbank des Fernsehens der DDR als Jazzsänger auf.

Nach seiner Diplomprüfung für Gesang wurde Emmerlich 1972 Mitglied des Opernstudios der Semperoper und war danach bis 1992 als festes Ensemblemitglied des Opernhauses engagiert. Er debütierte dort 1972 als einer der drei Masken in Prokofjews Oper Die Verlobung im Kloster. Letzmalig trat er an diesem Haus 2010 in der Operette Die lustige Witwe auf. Eine seiner Paraderollen war Osmin in Mozarts Die Entführung aus dem Serail, außerdem sang er 1982 im Oratorium Axion esti in einer gefeierten Aufführung in Leipzig, die vom Komponisten Mikis Theodorakis dirigiert wurde. Gastspiele führten ihn unter anderem an die Volksoper Wien und nach Amsterdam. Zudem war er 1985 Mitbegründer der überwiegend aus Musikern der Staatskapelle Dresden bestehenden Semper-House-Band, die unter anderem Dixieland-Jazz spielte.

Im Jahr 1992 löste Emmerlich seinen Vertrag mit der Semperoper auf und wirkte fortan als freischaffender Sänger. Sein Repertoire umfasste neben der Oper auch Operette und Musical, Lieder, Kirchenmusik sowie Dixieland und Swing. 2008 sang er gemeinsam mit Deborah Sasson in der New Yorker Carnegie Hall. In Operetten trat er zum Beispiel bei den Schwetzinger Festspielen oder den Bad Hersfelder Festspielen auf.

Im Fernsehen der DDR wurde Emmerlich als Gastgeber der Sendung Showkolade 1987 bis 1990 bekannt. Auch nach der Wende trat er als Moderator und Gast zahlreicher deutscher Unterhaltungssendungen auf. Von 1993 bis 2006 moderierte er die Sendung Zauberhafte Heimat. Er war von 2006 bis 2015 Moderator des SemperOpernballs und moderierte seit 2004 die TV-Gala Krone der Volksmusik. Im Jahr 2012 spielte er in der ARD-Serie In aller Freundschaft mit.

Emmerlich veröffentlichte vier autobiografische Bücher.

Darüber hinaus war er Botschafter der Carreras-Leukämie-Stiftung. Er wurde 2008 Weinbotschafter im Sinne eines Testimonials des Weinbaugebietes Saale und Unstrut. Im Vorfeld der Landtagswahl in Sachsen 2019 trat er als Unterstützer von Michael Kretschmer in Erscheinung.

Am 17. Dezember 2023 absolvierte Emmerlich seinen letzten Bühnenauftritt bei einem Weihnachtskonzert in der Johanniskirche im sächsischen Lößnitz. Zwei Tage zuvor hatte er seinen letzten Fernsehauftritt bei der MDR-Talkshow Riverboat. Er starb am 19. Dezember 2023 im Alter von 79 Jahren in seinem Haus in Dresden an Herzversagen.

Privates
Emmerlich lebte ab 1979 in der Villa Maria im Dresdner Stadtteil Oberloschwitz. Im Jahr 1979 heiratete er die Schauspielerin Anne-Kathrein Kretzschmar 1948–2020, die eine Tochter mit in die Ehe brachte. Das Paar hatte einen gemeinsamen Sohn; Emmerlich hatte außerdem einen Sohn aus einer früheren Beziehung. Emmerlich und seine Frau trennten sich 2014, ließen sich aber nicht scheiden und blieben in Verbindung. In der Villa Maria lebte er zuletzt gemeinsam mit der Familie seines Sohnes Mehrgenerationenhaus.

Auszeichnungen
Ernennung zum Kammersänger
1988: Fernsehliebling DDR
1990: Bambi
1997: Bundesverdienstkreuz am Bande
2000: Wahl zu einem der „100 Dresdner des 20. Jahrhunderts“ gewählt, Tageszeitung Dresdner Neueste Nachrichten
2014: Goldener Akustikus der Fördergemeinschaft Gutes Hören
2016: Dresdner St.-Georgs-Orden
2019: Pfälzer Saumagen-Orden
2019: Goldene Sonne
2019: Goldene Henne in der Kategorie „Lebenswerk“
Ehrenbürger der Stadt Eisenberg
Opern- und Musicalrollen
Beethoven: Rocco in Fidelio
Bock: Tevje in Anatevka
Cimarosa: Geronimo in Il matrimonio segreto
Dessau: König in Die Verurteilung des Lukullus
Donizetti: Dulcamara in Der Liebestrank
Loewe: Oberst Pickering und Doolittle in My Fair Lady
Millöcker: Oberst Ollendorf in Der Bettelstudent
Mozart: Sarastro in Die Zauberflöte
Mozart: Alfonso in Così fan tutte
Mozart: Bartolo in Le nozze di Figaro
Mozart: Osmin in Die Entführung aus dem Serail
Nicolai: Falstaff in Die lustigen Weiber von Windsor
Orff: Bauer in Die Kluge
Puccini: Angelotti in Tosca
Rossini: Basilio in Der Barbier von Sevilla
von Weber: Erbförster Kuno in Der Freischütz
Scott Brown/Anthony King: Titelrolle in Gutenberg Musical
Buchpublikationen
Ich wollte mich mal ausreden lassen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2007, ISBN 978-3-89602-753-5.
Zugabe. Anekdoten, Ansichten und anderes. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2010, ISBN 978-3-89602-949-2.
Spätlese. Eine Rücksicht ohne Vorsicht. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2016, ISBN 978-3-86265-624-0.
Fortgeschritten. Man muss den Tatsachen ins Auge sehen, auch wenn sie noch so erfreulich sind. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2020, ISBN 978-3-86265-829-9.

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